Landwasserviadukt als roter Blickfang / Teil II

Wahrzeichen des UNESCO Welterbes «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»
Berichterstattung von Rhätische Bahn AG, Gestaltung von Franz Straka

(RhB, 12.5.2009) Seit dem 12. Mai 2009 überrascht das Wahrzeichen der Rhätischen Bahn (RhB) auf der Albulalinie die Fahrgäste mit einem knallroten Auftritt. Im Rahmen einer umfassenden Instandsetzung wurde der 106 Jahre alte Landwasserviadukt eingerüstet. Als Besonderheit - und mit der Absicht, dieser Grossbaustelle eine spezielle Note zu geben - wurde dieses Gerüst nun in ein RhB-rotes Tuch eingekleidet. Damit wird das imposante Bauwerk bis Mitte November 2009 aus weiter Ferne als Blickfang wahrgenommen. Im Rahmen einer viel beachteten Medienveranstaltung fand die «Enthüllung der Verhüllung» und damit auch der Start zu den eigentlichen Instandsetzungsarbeiten am 12. Mai 2009 statt.

Eine Baustelle wird zum Hingucker

Hier das verhüllte Landwasserviadukt, während der Sanierung. Foto: RhB/Archiv
In aller Regel wird eine Baustelle in der breiten Öffentlichkeit als das wahrgenommen, was sie ist – eine erforderliche Massnahme oder gar ein notwendiges Übel für die Erstellung oder Renovierung eines Bauwerks. Genau diese Überlegungen haben sich kreative Leute bei der RhB gemacht, denn schliesslich ist der Landwasserviadukt ja nicht irgendein Bauwerk – er ist das Prunkstück der Albulalinie und seit 2008 sogar Wahrzeichen der UNESCO
Welterbestrecke Albula/Bernina der Rhätischen Bahn. Und dieser Status verpflichtet, umso mehr, als die Instandsetzungsarbeiten bis Mitte November 2009 andauern werden und in dieser Zeit rund eine Million Fahrgäste in langsamer Fahrt über diese Baustelle geleitet werden, davon weit über 200.000 Gäste in den weltbekannten Panoramazügen Bernina- und Glacier Express. Jacques Hefti, Mitglied der Geschäftsleitung der Rhätischen Bahn und Verantwortlicher für Vertrieb und Marketing bringt es auf den Punkt: «Es ist uns gelungen, das negative Image einer Baustelle in ein positives Erlebnis zu verwandeln und unsere Kunden damit zu verblüffen.» Den Fahrgästen wird bei der Fahrt über die rot eingehüllte Brücke der Eindruck der Exklusivität vermittelt. Nicht nur die Bahnreisenden werden durch den roten Landwasserviadukt «magnetisch» angezogen, auch den Autofahrern auf der Kantonsstrasse zwischen Alvaneu und Filisur und den unzähligen Wanderern wird der farbige Hingucker von weiter Ferne grüssen, und laut Hefti viele dazu ermuntern, «eine Fahrt durchs Albulatal mit der Bahn zu unternehmen». Oder um es mit Peter Maffay leicht abgewandeltem Song auszudrücken: «Über diese Brücke musst du fahr'n».

Digitale Ansichten für 8.000 Web-Besucher…


Das Landwasserviadukt während der Sanierung mit einer Garnitur der RhB. Foto: RhB/Archiv

Hier das Viadukt beleuchtet.
Foto: RhB/Mathias Kunfermann

Seit Baubeginn Mitte März wird der Baufortschritt mit einer Webcam im Minutentakt festgehalten ( www.rhb.ch/landwasser ). Die bisher getätigten Klicks auf dieser Website übertreffen sogar optimistische Prognosen, umso mehr, als diese Webplattform noch nicht prominent kommuniziert wurde: Alleine in den letzten 4 Wochen interessierten sich rund 8'000 Webbesucher für den Stand der Arbeiten und konnten so im Zeitraffer mitverfolgen, wie zuerst das imposante Stahlgerüst und dann das elegante rote Tuch um die eingerüsteten Pfeiler gelegt wurde. Die Webcam war bis zum Ende der Instandsetzungsarbeiten in Betrieb sein.

Der Landwasserviadukt: eine bahntechnische Meisterleistung in den Alpen

Er ist ein eigenartiges Bauwerk: Der Landwasserviadukt führt die Bahnlinie der Albulastrecke in einem schönen Schwung in 65 Metern Höhe über das wilde Landwassertal hinweg – direkt in die senkrecht abfallende Felswand, in den Landwassertunnel hinein. Der 142 Meter lange, aus dunklem Kalkstein gemauerte Viadukt besteht aus fünf Pfeilern und sechs halbkreisförmigen Gewölben von je 20 Meter Spannweite. Die ganze Brücke liegt zur besseren Anpassung an die beidseitigen Felswände in einer Kurve von nur 100 Metern Radius. «Ein Meisterwerk des Eisenbahnbaus», bewundert Christian Florin, Mitglied der RhB-Geschäftsleitung und Leiter Infrastruktur diese Pionierleistung. «Der Landwasserviadukt ist in seiner Form, wie er in die Felslandschaft gebaut wurde, einzigartig und versetzt auch heute noch Fachleute wie auch Laien in Staunen». Nicht von ungefähr ist es das am häufigsten fotografierte Objekt der Rhätischen Bahn.


Blick auf das Landwasserviadukt an einem klaren Wintertag. Foto: RhB/Andrea Badrutt
Einmalig: der Bau des Landwasserviadukts

Der Bau des Landwasserviaduktes im 1901/1902 dauerte rund 17 Monate und kostete damals 280.000 Schweizer Franken. Die Besonderheit beim Bau war, dass die drei Hauptpfeiler ohne Gerüst aufgemauert wurden. Auf die üblichen Gerüsttürme haben die Ingenieure aus Kostengründen und wegen allfälliger Hochwasser verzichtet. Dafür ist in jedem Pfeiler ein eiserner Turm eingemauert, der eine aufziehbare, von Pfeiler zu Pfeiler reichende Kranbrücke trug. Mit einer elektrischen Winde liess sich das Baumaterial zur Arbeitsstelle hochziehen. Die Türme wurden – dem Baufortschritt folgend – erhöht und die Brücken aufgezogen. Insgesamt wurden so 9.200 Kubikmeter Mauerwerk verbaut.
Siehe Teil 1 Der Landwasserviadukt

Berichterstattung von Rhätische Bahn AG
Gestaltung von Franz Straka
Juli 2009