Der Landwasserviadukt / Teil I
Wahrzeichen des UNESCO Welterbes «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»
Berichterstattung von Rhätische Bahn AG, Gestaltung von Franz Straka

Historische Dimensionen: der Landwasserviadukt in Zahlen

Länge 142 m
Höhe 65 m
Breite alt 4.70 m
Breite neu 5.45 m
Bauzeit März 1901Oktober 1902
Baukosten CHF 280'000 (heute würden die Kosten für diesen Bau etwa 7.5 Mio. Franken betragen)
Mauerwerk 9200 m 3 , hauptsächlich Kalkdolomit aus dem Landwassertal
Mannstunden für den Bau Im Schnitt 60 Arbeiter während der Bauzeit
Architekt Alexander Acatos (schweizerisch-griechischer Doppelbürger, Zürich)
Bauherrschaft Zeerleder & Müller (Zürich)

Es ist das grösste und spektakulärste Bauwerk auf der 63 Kilometer langen Albulastrecke zwischen Thusis und St. Moritz: Der Landwasserviadukt versetzt Fachleute wie auch Laien in Staunen. Die Konstruktion der drei Hauptpfeiler im 1901/1902 war eine architektonische Meisterleistung – notabene: Er wurde ohne Gerüst mit zwei Kranen erbaut. Die 142 Meter lange Brücke führt die Bahnlinie in einem schönen Schwung in 65 Metern Höhe über das wilde Landwassertal hinweg – direkt in einen Tunnel der senkrecht abfallenden Felswand hinein. Das Kunstbauwerk passt sich perfekt in die Hochgebirgs­landschaft ein. Das einzigartige Zusammenspiel von Natur, Kultur und Technologie der Albula- und Berninalinie spiegelt sich in diesem Natursteinviadukt aus Kalkdolomit besonders eindrucksvoll. Das Gesamtkunstwerk «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina» erhielt am 7. Juli 2008 das UNESCO Welterbeprädikat verliehen – als erst dritte Eisenbahnlinie weltweit. Heuer kriegt der Landwasserviadukt nach 106 Jahren erstmals ein neues Kleid – die RhB setzt von März bis November 2009 das Mauerwerk sowie den Geleisetrog sanft instand.

In Richtung St. Moritz: Standort und Merkmale des Landwasserviaduktes
Der Landwasserviadukt befindet sich auf etwas halben Weg zwischen Chur und St. Moritz. Er wird alleine von über 100.000 Gästen im weltberühmten Glacier- und Bernina Express überquert. Genau genommen liegt der Landwasserviadukt auf dem Streckenabschnitt Alvaneu – Filisur bei Kilometer 63.070, rund 2.3 Kilometer nach der Station Alvaneu und 1.3 Kilometer vor dem Bahnhof Filisur.

Landwasserviadukt mit einem Zug.
Foto: RhB/Peter Donatsch

Blick aufs Landwasserviadukt bei strahlenden Sonnenschein. Foto: RhB/Andrea Badrutt
Er ist ein Unikat: Der Viadukt ist nicht freistehend, sondern startet und endet im Berg – genauer: je in einem Tunnel. Kurz vor dem Viadukt liegt der Zalainttunnel und unmittelbar danach schliesst der 216 Meter lange Landwassertunnel an. Das Bauwerk besteht aus einer Kette von fünf gemauerten Bogengewölben mit einer Öffnung von jeweils 20 Metern und einem Lehnenviadukt über eine halbe Bogenöffnung. Die Gesamtlänge des Bauwerks inklusive des Lehnenviaduktes beträgt 142 Meter. Die Brücke überquert das Landwassertal in einem Bogenradius von 100 Metern – in einer Höhe von maximal 65 Metern über Grund.

1901/1902 wurde das Landwasserviadukt errrichtet. Hier ein histor. Foto aus dieser Zeit. Foto: RhB/Archiv

Hier sind bereits die Bögen gemauert.Ein gigantisches Wahrzeichen in der Schweiz. Foto: RhB/Archiv
Die Steigung der Gradiente beträgt 20 Promille. Der Landwasserviadukt ist das grösste Bauwerk der Albulastrecke – und gilt als Meisterwerk Schweizerischer Eisenbahntradition.

Heutige Herausforderung: Fakten zur Instandsetzung

Kosten für die Renovation CHF 4.6 Mio.
Dauer März bis November 2009
Bauherrschaft der Renovation Rhätische Bahn AG
Unternehmer

Edy Toscano: Projektverfasser und Bauleitung
J. Erni AG, Flims: Baumeisterarbeiten
Lawil AG: Arbeitsgerüst

Verhüllung 6.200 m 2 (rotes) Schutznetz
Mannstunden für die Renovation 24.000
Überquerende Züge pro Jahr 22.000

Gigantisch: Zahlen zur Albulastrecke

Streckenlänge 61.674 m
Baubeginn Oktober 1898
Betriebsöffnung

Thusis-Celerina: 01.07.1903
Celerina-St.Moritz: 01.07.1904

Höhendifferenz Zwischen Thusis und St. Moritz 1123 m
Tunnels und Galerien

42
Gesamtlänge 16.545 m, d.h. 26.7% der Strecke

Brücken (Spannweite 2 m)

144
Gesamtlänge 2.901 m

Baukosten

CHF 25.1 Mio., d.h. pro Meter 410 Franken
Vergleich zur Gotthardbahn (1882): CHF 1.1 Mio./km
Vergleich zur Lötschbergbahn (1913): CHF 1.6 Mio./km

Seehöhen min 697,2 m ü.M., (Thusis)
Seehöhen max. 1.823 m ü. M. (Albulatunnel)
Min. Kurvenradius 120 m (100 m Landwasserviadukt)
Maximale Steigung 35 Promille
Fahrzeiten Chur – St. Moritz

Postkutsche: 12-14 Stunden (via Julier)
Bahnfahrt nach Eröffnung der Albulalinie (1903): 4 Stunden
Heute: 2 Stunden

Reisetipps rund um den Landwasserviadukt
Führerstandsfahrten

Davon träumt jeder Bahnfreund: Mit einem Fachmann im Führerstand einer RhB-Lokomotive durch das wildromantische Albulatal mit seiner faszinierenden Streckenführung fahren. Der Höhepunkt: eine Fahrt über den Landwasserviadukt – in Frontposition natürlich. Dieses Erlebnis wird auch auf der Berninalinie angeboten. Die Kosten betragen CHF 850.- (inkl. Broschüre „Führerstandsfahrten“ mit Streckenbeschrieb und Signalerklärung, professionelle Begleitung und zwei Tageskarten 1. Klasse).

Im offenen Aussichtswagen über den Viadukt

Fahrtwind, Frischluft und himmlisches Vergnügen – wenn nicht gerade ein höllisch dunkles Tunnel durchfahren wird. Die Fahrt in einem «RhB-Cabrio» verspricht ein unvergessliches Bahnerlebnis. 12 Wagen mit je 36 Sitzplätzen sowie ein Wagen mit 60 Sitzplätzen stehen zur Verfügung. Die natürliche RhB-Geisterbahn im Sommer heisst «RhB-Railrider» und verkehrt an diversen Sonntagen von Mai bis September.
www.rhb.ch


Eine gute Fotostelle beim Landwasserviadukt mit einem Zug der RhB. Foto: RhB/Andrea Badrutt

Im Winter präsentiert sich Hier das Landwasserviadukt in der vollen Länge. Foto: RhB/Andrea Badrutt
Bahnerlebnisweg im Albulatal

In Preda wechseln Bahnfans vom Zug auf die Wanderschuhe. Der Lehrpfad schlängelt sich durch das malerische Albulatal, vorbei an den faszinierenden Kunstbauten der Rhätischen Bahn. An markanten Aussichtspunkten erläutern Schautafeln Bau und Streckenverlauf der achterbahnartigen Bahnlinie. Der ideale Wanderspass für Klein, Gross, Vereine und Schulen. Die Wanderstrecke misst acht Kilometer, die Wanderzeit beträgt zwei Stunden. Die Alternative: Zügig talwärts mit dem Trottinett – von Preda nach Bergün – geht's entlang dem Bahnlehrpfad.

Informationen bei Bergün-Filisur Tourismus, +41 (0)81 407 11 52

Berichterstattung von Rhätische Bahn AG
Gestaltung von Franz Straka
Juni 2009