Ich bin das Krokodil 407
trotz der Ausrangierung erhalten geblieben
und stehe nun ohne grossen Protest
seit kurzer Zeit In Bergün auf einem Schienenpodest.
1922 in Winterthur, Baden, Oerlikon oder wo
bin ich gebaut in den Werken von SLM, BBC und MFO
als stärkste Schmalspurlokserie der Welt
das kostete schondamals eine Stange Geld.
Am 20.7.1922 hat
man mich in den Dienst der RhB genommen
und bald habe Ich den Albula erklommen
1200 PS Stundenleistung, das war grosse Klasse
wir Krokodile zeigten eben die besondere Rasse.
Der SLM Schrägstangenantrleb ganz famos
brachte mich über Klosters auch nach Davos
und durch die Zügenschlucht voller Stolz
ging es gegen Filisur mit geladnem Holz.
Während dreiundsechzig Jahren
bin ich durchs Bündnerland gefahren
stets gut gelaunt bei jedem Wetter
und hatte nie einen Seelenschmetter.
Auf dem 61 Meter hohen Landwasserviadukt
fühlte ich mich als besonderes Produkt
für die 35 Promille Steigung war ich immer parat
wenn man drehte am Lokführerrad.
Nur selten, aber doch dann und wann
gab es mit einer Schwester ein Doppelgespann
das war am Albula harte Arbeit, kein Jux
neben der Berglandschaft am Fusse des Piz Rugnux.
Schon damals, ich das noch ganz gut weiss
wurde ab und zu das Gestänge zu heiss
wenn
die Fahrt Ins Engadin hinführte
und ich den Malojawind noch spürte.
Bei den Güterzügen, ach
werden viele Erinnerungen wach
von unterschiedlichen Transporten
vom Anhalten an vielen Orten.
Viele Eisenbahnfreunde haben mich studiert
in allen Positionen wurde ich fotografiert
sie standen am Schienenrand oder lagen
auf dem Boden beim vorbeifahren mit Salonwagen.
1950 packte man ein Problem am Schopf
vier C'C'-Loks erhielten Bremswiderstände am Kopf
und waren bei den Spezialisten in aller Munde
immer wieder erlebte man eine besondere Stunde.
Vor manchem Sonderzug habe ich gestanden
bei mir kam nie ein Lokschild abhanden
und in all den Jahren ganz unverdrossen
habe ich den elftausend Volt
starken Wechselstrom genossen.
1985 wurde ich pensioniert
aber effektiv gar nicht ausrangiert
denn das Leben, sinnvoll und heiter
ging vor dem SBG-Gebäude Zürich-Altstetten weiter.
Leute, die hier Ihr gutes Geld anlegten
mein Ansehen vor der Bank viele bewegten
und
so gab es dies auch zu ergründen
dass viele wieder kamen in den Kanton Graubünden.
Der Aufenthalt im Unterland nach 9 Jahren
ist zu Ende, ich durfte wieder ins Albulatal fahren
allerdings nicht mehr aus eigener Kraft
dazu fehlte mir der richtige Saft.
Hier in Bergün im geliebten Albulatal
fühle ich mich wohl allemal
ich bin hier angelangt am Ziele
bestaunen werden mich noch recht viele.
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