Der Tintenfisch – ein Exot auf Schienen

Zusammengestellt von H.R. Lüthy, Gestaltet von Herrn Franz Straka

Unter dem Motto „Exoten auf Schienen“ veranstaltete im Jahre 1993 das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern eine Sonderschau mit den zugleich stattfindeten Modellbautagen. Dabei wurden einige illustre Schienenfahrzeuge ausgestellt.


Ta 071 mit offenem "Schlund" für die Akkumulatorenbatterien   Foto. Slg. SVEA

Eines dieser „Vehikel“ war das 1993 als neustes in den Museumsbestand der Eisenbahnabteilung eingereihte Objekt, der normalspurige Akkumulatorentraktor Ta 2/2 Nr. 971 der SBB. Dieses hochbeinige, eigenwillig aussehende Gefährt hatte den Anstoss dazu geliefert, überhaupt das interessante, selbst vielen Eisenbahnfans kaum bekannte Fahrzeug, etwas näher zu bringen.
Diese urtümlichen Triebfahrzeuge wurden speziell zum Verschieben von Wagen in Depot- und Werkstätteareal gebaut.

Um in gekuppeltem Zustand samt Wagen noch Platz auf den vorhandenen Schiebebühnen und Drehscheiben zu finden, wurden sie besonders kurz gefertigt. Mit ihrer Länge von legendlich 3,3 m sind sie gar kürzer als ein Fiat-Panda – oder VW Polo (Auto/KFZ) geraten.Im Jahre 1927 wurde der Ta 2/2 Nr.971 in der Hauptwerkstätte SBB Olten von Hermann Kull (1873 – 1961), damaliger Elektrotechniker gebaut. Die Höchstgeschwindigkeit des Traktors war auf 10 km/h festgelegt.

Der Ta 971 auf der Schiebebühne der HW Olten
Oktober 1992     Foto: N. Brändli

Ta bei der OeBB (Bahnbetreiber in der Schweiz) mit Sputnik als Eventanhänger. Foto: Slg. SVEA

Tintenfisch und Ta-Traktor haben eines gemeinsam; mit ihren „Tentakeln“ saugen sie sich an ihren „Opfern“ fest. „Tentakeln“ sind die etwas eigenartig geformten elektromagnetischen Puffer, mit denen der zu verschiebende Wagen ohne weitere mechanische Kupplungs-Vorrichtung festgehalten wird. Der Führer kann damit den bestimmten Wagen selber anhängen ohne den Führerstand zu verlassen. Um abzukuppeln genügt es einfach, den Erregerstrom der Puffermagnete zu unterbrechen. Ein einfaches aber praktisches System. Neben dem „Tintenfisch“ hatte Hermann Kull u.a. auch das nach ihm benanntes System einer elektrischen Wagenbeleuchtung mit kombinierter Stromversorgung aus achsgetriebenem Dynamo, Akkumulatorenbatterie und zugehöriges Reglergerät entwickelt.

Ein ausrangierter „Tintenfisch“ hat bei der Oensingen-Balsthal-Bahn für besondere Eisenbahnevents Unterschlupf gefunden.

Quellen

Eisenbahn-Amateur 10/1993 /H. Wiesmann, VHS Luzern

Zusammengestellt von H.R. Lüthy
Gestaltet von Herrn Franz Straka
August 2011