Feierliche Aufstellung der Denkmallokomotive 93.1364 in Erstbrunn
Berichterstattung von Martin Ortner, Foto: Herbert Ortner und Martin Ortner, Gestaltung von Franz Straka

An 13. Mai 2010 wurde in Ernstbrunn die Aufstellung der Denkmallokomotive 93.1364 gefeiert. Zahlreiche politische Vertreter der an die Eisenbahnstrecke Korneuburg – Ernstbrunn angrenzenden Gemeinden sowie des Niederösterreichischen Landtags waren gekommen, um die „Alte Dame“ feierlich zu begrüßen. Die Feierlichkeiten begannen mit der Begrüßung der Fest- und Ehrengäste durch Herrn Johann Narrenhofer, dem Leiter der ÖBB-Erlebnisbahnen, der die Veranstaltung in Folge moderierte. Er übergab das Wort an den bekannten Dampflokexperten Dieter Zoubek , Geschäftsführer von bahnmedien.at, der in seinem Referat nicht nur über die Geschichte der Lokomotive 93.1364 berichtete, sondern auch die Bedeutung der Eisenbahnanbindung für die ländlichen Gebiete darlegte:


Die Denkmallok 93.1364 wurde auf einer Freifläche beim Bahnhof Ernstbrunn aufgestellt und ist auch von der Bundesstraße B6 ein gut einsehbarer Blickfang. Foto: Herbert Ortner

Erst durch das Lokalbahngesetz im 19. Jahrhundert war es möglich, Eisenbahnstrecken in schwach besiedelte Regionen der Monarchie zu bauen, so auch im niederösterreichischen Weinviertel, wo innerhalb kurzer Zeit eines der dichtesten Bahnnetze Österreichs entstand. Erst die Bahnanbindung ermöglichte den Gemeinden, ihre landwirtschaftlichen Produkte kostengünstig auch zu entfernten Märkten zu transportieren. Wurden zuerst leistungsschwache aber günstige Lokomotiven eingesetzt, entstanden in den späteren 1920er-Jahren zwei Lokomotivbaureihen, welche nach dem

Gesichtspunkt der Austauschbarkeit von Baugruppen entstanden: Die für Verschub- und Gütereinsatz konzipierte 478, sowie die für Personen- und Güterverkehr einsetzbare 378, welche ihre bis heute gültige Reihenbezeichnung „93“ im Zuge des „Anschlusses“ 1938 durch die Deutsche Reichsbahn bekam.

93.1364 und ihre Floridsdorfer Schwester 93.1420, die den planmäßigen Erlebniszug nach Ernstbrunn brachte. Die von einigen kritisierte „Abschussrampe“ soll zum Ausdruck bringen, dass es mit der Bahn wieder bergauf ginge. Foto: Herbert Ortner

Die zum Gruppenfoto versammelten Festredner vor
der Denkmallok. Foto: Herbert Ortner

Die jetzige Denkmallokomotive 93.1364 wurde 1927 von der Lokomotivfabrik der Staatseisenbahngesellschaft in Wien gebaut und bekam von den BBÖ die Nummer 378.64. Sie stand bis 1977 im Dienste der ÖBB und wurde fast ausschließlich auf den Strecken im Weinviertel eingesetzt. Nach ihrer Abstellung wurde sie in Hainfeld als Denkmal aufgestellt, wo sie bis 2004 verblieb. Danach wurde sie von Brenner & Brenner erworben und später gegen die bisherige Denkmallokomotive 93.1421 in der HW Floridsdorf getauscht. Als 2009 das Werk geschlossen wurde, beschloss man die Aufstellung als Denkmal, welche im Frühjahr 2010 verwirklichr wurde.


Am Nachmittag ist der Erlebniszug mit 93.1420 bei Ernstbrunn wieder in Richtung Wien unterwegs.
Foto: Herbert Ortner

Alle politischen Festredner bekannten sich zur Lokalbahn Korneuburg – Erstbrunn (- Mistelbach) und hoben ihre Bedeutung als regionale Fremdenverkehrsattraktion hervor. Die von den ÖBB-Erlebnisbahnen betriebenen Züge an den Wochenenden sowie die Fahrten mit den Fahrraddraisinen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Seitens des Bürgermeisters der Marktgemeine Ernstbrunn, Johann Prügl, wurde auch der Wunsch geäußert, den Personenverkehr auf der heute nur noch dem Güterverkehr dienenden Bahnstrecke wieder einzuführen und idealerweise bis

nach Wien durchzubinden. Park-and-Ride-Anlagen an den Haltepunkten sowie ein attraktiver Stundentakt wären einerseits ein Beitrag zur Entlastung des wachsenden Autoverkehrs in Wien sowie ein Maßnahme zum aktiven Umweltschutz.

Mittels eines Feuerwehrschlauchs wurden die Wasservorräte der 93.1420 ergänzt.
Foto: Martin Ortner

Der Zug bleibt im Bahnhof Wetzleinsdorf stehen, um den Bahnschranken der Bundestrasse zu schließen. Foto: Martin Ortner
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Berichterstattung von Martin Ortner
Foto: Herbert Ortner, Martin Ortner
Gestaltung von Franz Straka
Mai 2010