Willem Jan Holsboer - Der Erbauer der Rhätischen Bahn
23.8.1834 – 8.6.1898

Berichterstattung HR. Lüthy-Pavan, Gestaltung Franz Straka

Das Portrait eines Eisenbahnpioniers mit einem fremdländischen Namen aber bündnerischem Herzen. Willem Jan Holsboer stammte aus Zutphen in der niederländischen Provinz Geldern. Nachdem er auf See arbeitete, entschied er sich den Beruf zu wechseln. Er den Beruf erlernte den Beruf in Amsterdam den Beruf eines Bankkaufmannes. Hier brachte er es bis zum Prokuristen und arbeitete in der Filiale der Amsterdamer Bank in London wo er später sogar zum Direktor vorrückte. Schon kurz nach seiner Hochzeit im Jahre 1865 erkrankte seine Ehefrau an einem schweren Lungenleiden. Das veranlasste Holsboer Stellung und sein Haus in London aufzugeben und mit seiner Frau 1867 nach Davos zu reisen, wo er Heilung für seine Ehegattin zu finden hoffte. Die Krankheit wurde indessen ernster und führte im Oktober 1867 zum Tode.

Portrait vom holländischen Hochseekapitän und Banker Willem Jan Holsboer. Foto: (Archiv RhB)

Enge Freundschaften hielten Holsboer in Davos zurück. Allmählich fing er an, sich mehr für diesen schönen Ort zu interessieren, erkannte, dass der neu entstehende Kurort einer grossen Zukunft entgegenging und beteiligte sich am Bau des ersten Davoser Kurhauses. Ende 1868 heiratete er wieder. Die Neuvermählten zogen in das inzwischen fertiggestellte Kurhaus ein. Dieses entwickelte sich unter seiner Leitung und Mitwirkung des Kurarztes Dr. Alexander Spengler im Laufe der Jahre zu einem der ersten und grössten Unternehmen des Hotel- und Gastgewerbes in der Gegend. Seinen Namen weit über die Grenzen von Davos hinaus bekannt machte aber sein Wirken zugunsten eines Bahnnetzes für den Kanton Graubünden. Die Vereinigten Schweizerbahnen ( VSB ) eröffneten im Sommer 1858 das Teilstück Rorschach-Chur.

Besonders die Rede von Bundesrat Dr. Jonas Furrer an den Eröffnungsfeierlichkeiten, die Fortsetzung der Bahn durch das Herz der Alpen zu verwirklichen, gab einigen Politikern Anlass, die Erstellung einer Eisenbahn durch das Prättigau und deren Fortsetzung nach dem Engadin und nach Tirol oder sogar nach Italien zu erörtern. Es blieb jedoch vorerst bei einer Idee. Erst 14 Jahre später wurde ein erster Schritt in dieser Sache getan. Die Initiative hierzu kam von Willem Jan Holsboer, Direktor des Kurhauses von Davos-Platz. Er erkannte die Notwendigkeit einer Schienenverbindung des mächtig blühenden Kurortes mit dem bestehenden Bahnnetz der VSB. In einer am 7. September 1872 von ihm nach Grüsch einberufenen Versammlung wurde ein, aus vier Mitgliedern bestehendes, Komitee gewählt, dem auch Holsboer angehörte.
Er erhielt den Auftrag, Erhebungen über die Verkehrsverhältnisse des Prättigaus und der Landschaft Davos anzustellen und ein Projekt für den Bau einer Eisenbahnverbindung dieser beiden Talschaften mit dem bereits bestehenden der schweizerischen Eisenbahn vorzubereiten. Ingenieur S. Bavier (der spätere Bundesrat) und L. Schucan (Bezirksingenieur) erstellten eine Studie die zu dem Ergebnis führte, dass zu viele Schwierigkeiten der Ausführung von Bahnprojekten in den Weg treten würden. Trotzdem wurde die Frage der Erstellung einer Bahn weiter im Auge behalten. Aber erst im Jahre 1886 war die Frage nach Studium und Einholung von Gutachten hervorragender Bahningenieure so weit gediehen, dass die Erstellung einer Bahn von Landquart nach Davos einer Versammlung von Vertretern aus beinahe allen Gemeinden der beiden Talschaften zur Beschlussfassung vorgelegt werden konnte.

Landquart - Davos: G 2/2+2/2 (Malletlok) Nr. 6 in der Klus. (Foto aus Archiv RhB/Slg. SVEA)
Sie kam zum Schlusse, dass der Bahnbau zur Ausführung kommen solle, sobald die finanziellen Probleme geklärt seien. Nach verschiedenen erfolglosen Versuchen im In- und Ausland gelang es Holsboer, seine Basler Freunde, die ihm schon 1873 die Gründung der AG Kurhaus Davos ermöglicht hatten, für seine Sache zu gewinnen. So stand der Bildung einer durch Holsboer gegründeten Aktiengesellschaft nichts mehr im Wege. Er stand sodann auch dem Verwaltungsrat der gebildeten Schmalspurbahngesellschaft Landquart-Davos vor. Durch seine treibende Kraft und energische Förderung konnte das Teilstück Landquart-Klosters bereits am 9. Oktober 1889 und die ganze Strecke bis Davos-Platz am 21. Juli 1890 eröffnet werden. Durch eine im Jahre 1895 durchgeführte Statutenänderung wurde dann die Firma „Bahngesellschaft Landquart-Davos“ in „Rhätische Bahn“ umgewandelt. Willem Jan Holsboer hatte noch weitere Projekte angegangen und veröffentliche bald darnach das Scalettabahnprojekt Davos-Samedan-Chiavenna zur direkten Verbindung von Davos mit dem Engadin und Italien. Dies bewirkte, dass die Kreise, die an einer Bahn Chur-Thusis-Albula-Engadin interessiert waren und die auch bei der Regierung Unterstützung fanden, sich zum Kampf gegen Scaletta und damit auch gegen Holsboer rüsteten. In heftigen Auseinandersetzungen wurde das Scalettaprojekt bekämpft. Dem Bündnervolk wurde dann 1889 ein Subventionsgesetz zur Abstimmung unterbreitet, in dem eine Subvention nur zugunsten einer Bahn Chur-Thusis-Filisur vorgesehen war (positive Abstimmung am 24. November 1889 ).

Nach der Elektrifizierung war die Strecke im Besitz der bewährten C'C'-Krokodillok (Archiv RhB)

Die starken Malletloks auf der Landquart-Davos-Bahn. G 2/3 + 2/2 Nr. 23 im Jahre 1895.
(Bild Archiv RhB/Slg. SVEA)

Wäre die Bahn über Scaletta nach Samedan und Chiavenna als Fortsetzung zur Linie Landquart-Davos zustande gekommen, so wäre der innere Kanton so ziemlich der Peripherie nach abgefahren worden. Aus Davos ertönte nach der Abstimmung „Festhalten am Scalettaprojekt“! Im Jahre 1890 brachte Holsboer mit einer aussergewöhnlichen Findigkeit und Tatkraft die Gründung der Schweizerischen Eisenbahnbank in Basel zustande, die sich die Finanzierung des bündnerischen Schmalspurbahnnetzes zur Aufgabe stellte. Ein dem Volke im Jahre 1897 zur Abstimmung vorgelegtes bündnerisches Eisenbahngesetz, dem der Plan und die Ideen Holsboer zugrunde lagen, wurde mit grosser Mehrheit angenommen. 5.000 Aktien der Rhätischen Bahn sollte der Kanton erwerben und ein Gesetz erlassen, welches dem weitern Ausbau des Bahnnetzes im ganzen Kanton die Wege zu ebnen hätte. Diesen kühnen Plan verfolgte Holsboer mit der ganzen Kraft. Er fand freudige und tatkräftige Unterstützung durch alle führenden Kräfte des Landes, sodass das Gesetz angenommen wurde. Es müsse ein Weg nach dem Engadin gefunden werden und alle Kräfte müssten sich vereinen, diesen Weg zu finden, selbst dann, wenn er nicht über Davos, nicht durch den Scaletta führen sollte. Holsboer schrieb in einem Zeitungsartikel, dass bei Realisierung des Albula-Projektes der Prättigau und Davos entsprechend zu entschädigen seien. Holsboer's Vorschläge fielen bei Volk und Behörden auf Zustimmung. Die Auseinandersetzungen endeten mit der Annahme des kantonalen Eisenbahngesetztes. Auf Grund desselben entwickelt sich in rascher Folge der Ausbau des bündnerischen Bahnnetzes. Holsboer erlebte die Fertigstellung der Prioritätslinien nicht mehr. Er erlag am 8. Juni 1898 im Alter von 64 Jahren im Bad Schinznach einem Schlaganfall. Dem Bürger der Stadt Chur und seinem Wirken verdankt die Rhätische Bahn ihre Entstehung und seiner Energie den Ausbau des bündnerischen Bahnnetzes auf nationaler, solider Grundlage.

Quellen

„Geschichte der Rhätischen-Bahn“ sondern der Titel lautet: Paul Caminada: „Der Bau der Rhätischen B Quellen ahn“, Orell Füssli, 1980. Übernommen von H.R. Lüthy-Pavan

Ernst Mathys: Männer der Schiene; Jümmerly & Frey, 1955.
Berichterstattung von HR Lüthy-Pavan
Gestaltung von Franz Straka
Jänner 2012