Feldbach - Bad Gleichenberg
Berichterstattung von Franz Straka und Ing. Herbert Ortner, Gestaltung von Franz Straka

Eigentümer: Land Steiermark
Betriebsführung: Steiermärkische Landesbahnen
Betriebseröffnung: 15.6.1931
Streckenlänge: 21,214 km
Spurweite: Normalspur (1435 mm)
Größte Steigung: 42 ‰
Streckenhöchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Traktionsart: Elektrisch, Gleichstrombetrieb bis 1975 1500 V, ab 1975 1800 V

Bad Gleichenberg liegt 330 m über dem Meer im sanften Hügelland der Oststeiermark nahe der ungarischen Grenze. Der Name Gleichenberg wurde erstmals 1185 im Zusammenhang mit der Burg Gleichenberg (Alt-Gleichenberg) erwähnt. Die Heilquellen an diesem Ort waren bereits den Römern ein Begriff. Der Kurort zählt zu den ältesten Kurorten in Österreich, wo neben Trinkkuren folgende Krankheiten gelindert werden: Schuppenflechte, Herz,- Kreislaufbeschwerden, Luftwegserkrankungen sowie der Bewegungsapparat. Im Jahre 1837 wurde im Auftrag von Emma von Wickenburg ein Landschaftsgarten in der Größe von 20 ha angelegt, welcher heute eine große Anzahl von exotischen Bäumen in sich birgt. Dieser Park zählt auch heute noch zu den schönsten von Österreich.


Historische Aufnahme aus 1940 gefunden. Man kann aber nicht erkennen, ob es sich um
ET1 oder ET2 handelt.
Foto: Fotograf unbekannt / Sammlung: Martin Ortner

Es zeigt den Triebwagen ET 1 am 10. Juli 1987 im Bahnhof Bad Gleichenberg.
Foto: Fotograf unbekannt / Sammlung: Franz Straka

Schon sehr früh machte man sich Gedanken, den Kurort mittels moderner Verkehrsmittel zu erschließen. Erste Projekte einer Bahnverbindung von Feldbach nach Bad Gleichenberg gab es bereits im 1886, eine Fortsetzung der Bahn nach Bad Radkersburg wurde ebenfalls in Erwägung gezogen. Auch war diese Route als Teil einer Bahnlinie von Wien nach Novi (Ort am adriatischem Meer) konzipiert. Mangels finanzieller Beteiligung des Staates blieb die Verwirklichung dieser Projekte aus.


Bahnhof in Bad Gleichenberg im Jahre 05.2006.
Foto: Franz Straka

Erst in den Kriegsjahren 1916/1917 errichtete man eine normalspurige Schleppbahn von Feldbach bis Mühldorf. In Mühldorf befand sich ein Kriegsgefangenenlager, das später als Lazarett genutzt wurde. Diese Trasse wurde wegen der schlechten Straßen als Anschlussbahn genutzt, auch war eine schmalspurige Feldbahn für Krankentransporte ungeeignet gewesen. Den Beschluß zum Bau der Strecke von Feldbach nach Bad Gleichenberg folgte am 17. März 1926 durch den Steiermärkischen Landtag.

Anfang 1927 folgte die politische Begehung der Trasse. Die Wahl der Streckenführung gestaltete sich eher schwierig, da viele Gemeinden Interesse an der Bahnstrecke hatten. Letztendlich fiel die Entscheidung für eine Linienführung über Gnas, was jedoch eine markant längere Strecke gegenüber der Straßenverbindung zur Folge hatte. Die, um Tunnels zu vermeiden, äußerst kurvenreich in die Hügellandschaft gebaute Lokalbahn hat eine Länge von ca. 21 Kilometern und weist eine Maximalsteigung von 42 ‰ auf. Daher wurde sie von Anfang an mit Gleichspannung von 1500 V (1975 auf 1800 V erhöht) betrieben, die Speisung der Fahrleitung erfolgt, etwa in Streckenmitte gelegen, in Gnas.

Motorbahnwagen X 51 mit funkferngesteuerten Hydraulikkran und Montagekorb. Foto: Franz Straka

Auch in Bad Gleichenberg gibt es Güterverkehr im Jahre 2006. Hier ein Güterwagen mit Holzbeladung. Foto: Franz Straka

Die Konzession wurde am 10. Dezember 1928 auf 90 Jahre an den Landesrat Franz Winkler und den Rechtsanwalt Dr. Gustav Webenau (beide aus Graz) erteilt. Am 20. Juni 1931 wurde der öffentliche Personen- und Güterverkehr aufgenommen. Damit war die Lokalbahn als eines der wenigen nach dem Ersten Weltkrieg noch verwirklichten Lokalbahnprojekte in Österreich fertiggestellt. Die Betriebsführung oblag dem Steiermärkischen Landeseisenbahnamt. Ein Jahr später, am 4. April 1932 wurde die Aktiengesellschaft „Lokalbahn Feldbach-Bad Gleichenberg“ gegründet.


Hier ein Schlierenwaggon, der gerade in den Farben der Steiermärkischen Landesbahnen lackiert wird im Jahre 2006. Foto: Franz Straka

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Bahn am 30. Juni 1942 samt Konzession sowie deren gesamtes Vermögen an das damals als „Reichsgau Steiermark“ bezeichnete Bundesland übergeben. Gleichzeitig wurde die Aktiengesellschaft „Lokalbahn Feldbach – Bad Gleichenberg“ aufgelöst. Von März bis April 1945 war die Bahn von Kriegshandlungen unmittelbar betroffen und das Gebiet an der Bahn wurde zum Kriegsschauplatz. Unter anderem wurde die Fahrleitung zerstört. Am 1. November 1947 wurde ein provisorischer Verkehr mit einer Dampflokomotive aufgenommen und

erst ein Jahr später, am 15. November 1948 gab es wieder elektrischen Betrieb. Wie auch andere Lokalbahnlinien blieb diese Strecke nicht von den Folgen der Motorisierung verschont, denn am 16. Dezember 1947 wurde der Kraftwagenbetrieb der STLB von Feldbach über Straden nach Bad Radkersburg aufgenommen. Eine Verlängerung nach Bad Radkersburg wurde damit endgültig nicht mehr weiter verfolgt.

Hier die Draisine aufgestabelt auf einem Gerüst 2006. Foto: Franz Straka

Die Konkurrenz auch des Indivdualverkehrs ließ die Fahrgastzahlen sinken. Zwischen 1962 und 1970 erfuhr die Gleichberger Bahn eine Aufwertung durch eine direkte Verbindung von Wien nach Bad Gleichenberg über die Wechselstrecke (Eilzug „Der Oststeirer“). Zum Einsatz kamen Dieseltriebwagen der ÖBB-Baureihen 5045 und 5146 (Blauer Blitz). Danach wurde noch einige Jahre lang ein Kurswagen von Wien nach Bad Gleichenberg geführt. 1975 wurde die Gleichrichterstation in Gnas mit Siliziumdioden ausgestattet und damit auch

die Fahrdrahtspannung auf 1800 Volt angehoben. Anfang 1980 wurde der Elektrotriebwagen ET1 grundlegend modernisiert. Er erhielt einen neuen stählernen Fahrzeugkasten und der Innenraum wurde an die Bedürfnisse des modernen Personennahverkehrs angepasst. 1991 wurden dann am ET2 die gleichen Modernisierungen vorgenommen.1992 folgte die Inbetriebnahme des neu aufgebauten Motorbahnwagen X 51 mit funkferngesteuerten Hydraulikkran und Montagekorb, sowie die Erneuerung der zweiten Gleichrichteranlage. 2002 wurde die Elektrolokomotive E 41 umgebaut, sowie mit einer Funkfernsteuerung ausgestattet. 2004 wurde der Personenwagen EB 22 einer Teilausbesserung unterzogen und für Sonderfahrten adaptiert.


X 59 Motorturmwagen bei der Remise Feldbach.
Foto: Franz Straka

Führerstand des ET1 Triebwagen im modernisiertem Zustand. Foto: Franz Straka
1987 wurde die Gleichenberger Bahn in das österreichweit flächendeckende Stückguttransportsystem BahnExpress aufgenommen. Dieser Dienst wurde hier jedoch mangels Auslastung 2005 wieder aufgegeben. Die Haupteinnahmequelle der Bahn ist das Schotterwerk in Mühldorf bei Feldbach. Dieses Werk erzeugt Gleisschotter für Eisenbahn-Oberbau. Der nur mäßige Personenverkehr in der dünn besiedelten Region führte immer wieder zu Diskussionen über eine mögliche Einstellung.

Die Lokomotive E 41 bei der Remise Feldbach 2006. Foto: Franz Straka

Technische Daten der Elektrolokomotive E 41

Spurweite: 1435 mm
Hersteller: AEG-Union/GWF
Steuerung: Schützensteuerung
Achsfolge: Bo`Bo`
Leistung: 400 kW
Vmax: 50 km/h
Masse: 38,3 t
Baujahr: 1930
Einsatz: Güterzüge und Verschubfahrten
Anmerkung: mit Funkfernsteuerung ausgestattet

Technische Daten der Elektrotriebwagen ET 1 und ET 2

Spurweite: 1435 mm
Hersteller: ELIN/GWF
UB Knotz 1980 bzw. Bombardier/Rotax 1991
Steuerung: Schützensteuerung
Achsfolge: Bo`Bo`
Leistung: 300 kW
Vmax: 50 km/h
Sitzplätze: 58
Masse: 35,3 t
Baujahr: 1930
Einsatz: Regional und Sonderzüge


Hier der ET1 noch in der blauen Lackierung im Jahre 2006 im Bahnhof Bad Gleichenberg.
Foto: Franz Straka
Dennoch werden von den Landesbahnen Bemühungen unternommen, den Betrieb mit den vorhandenen Mitteln wirtschaftlich und sparsam zu führen und zugleich für die Fahrgäste eine Alternative zum Bus oder Automobil darzustellen. Im Februar 1994 wurde die Landesbahn Feldbach – Bad Gleichenberg in den neu geschaffenen Verkehrsverbund Graz einbezogen. Für die Strecke von Feldbach nach Bad Gleichenberg benötigt man mit der Bahn ca. 35 Minuten. In den langfristigen Planungen zu einem Grazer Schnellbahnsystem ist für die Landesbahn Feldbach – Bad Gleichenberg die Linienbezeichnung S32 vorgesehen
Streckenplan der Strecke Feldbach - Bad Gleichenberg
0,0 Feldbach Abzweigbahnhof von der steierischen Ostbahn/ÖBB
1,7 Feldbach Landesbahn Betriebsbahnhof - Remise und Werkstätte
3,3 Oed Siedlung Haltestelle
4,3 Oed Haltestelle
7,5 Prädiberg Haltestelle mit Abstellgleis
9,6 Fischa Haltestelle
11,5 Burgfried Haltestelle
12,3 Gnas Haltestelle, Bahnhofsgebäude
*drei Durchfahrtsgleise ein Abstellgleis
*Gleichrichterstelle
14,6 Katzendorf  
15,2 Maierdorf Haltestelle, Bahnhofsgebäude
*ein Durchfahrtsgleis und ein Abstellgleis
17,3 Hofstätten Haltestelle
19,6 Trautmannsdorf i. d. Steiermark Haltestelle mit Abstellgleis
21,2 Bad Gleichendorf

Haltestelle, Bahnhofsgebäude
*drei Durchfahrtsgleise, ein Abstellgleis und ein Ladegleis

Die Kilometer können Abweichen, ebenso in der Literatur gibt es keine Übereinstimmung.
Kontakt zu den Steiermärkischen Lokalbahnen
Steiermärkische Landesbahnen
Geschäftsleitung
Eggenberger Straße 20
8020 Graz
Telefon: 0043/316/812581-0
Fax: 0043/316/812581-81
E-Mail: office@stlb.at
Homepage: http://www.stlb.at/
Bilderbogen von der Lokalbahn Feldbach - Bad Gleichenberg
Fotos von Herrn Ing. Herbert Ortner


ET1 im Bahnhof Feldbach. 13. Juni 1992.
Foto: Herbert Ortner

ET1 in der Endstation Bad Gleichenberg. Damals war das Bahnhofsgebäude noch in etwas besserem Zustand. 13. Juni 1992. Foto: Herbert Ortner

ET 2 im Bahnhof Bad Gleichenberg im Mai 2008 im neuen Design. Foto: Franz Straka

Wie in einer Straßenbahn kann man dem Lokführer über die Schulter sehen. 13. Juni 1992.
Foto: Herbert Ortner


Der Spantenwagen steht im Bahnhof Bad Gleichenberg abgestellt. 13. Juni 1992.
Foto: Herbert Ortner

Im Jahr 2002 wurde das Bahnhofsgebäude nicht mehr genutzt. Stattdessen gab es nur mehr ein Wartehäuschen wie bei der Straßenbahn. 11. Jänner 2002. Foto: Herbert Ortner

Der ET2, hier im Bahnhof Gnas, unterscheidet sich vom ET1 durch seine Einholm-Stromabnehmer. 11. Jänner 2002. Foto: Herbert Ortner

Ein kurzer Stopp in der Haltestelle Prädiberg wird für ein Foto genutzt. 11. Jänner 2002.
Foto: Herbert Ortner
Berichterstattung von Franz Straka und Herbert Ortner
Gestaltung von Franz Straka
September 2009
Überarbeitet 2017