Ja nicht zwischen die Puffer / Ein Verschieber berichtet |
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Berichterstattung von "unser Niederösterreich" Redaktion St. Pölten |
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Leopold Regen berichtet über die harte Zeit eines Verschieber. |
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Die Arbeit beim Verschub gilt immer noch als gefährlich. Und früher war es noch riskanter, das hantieren zwischen den Waggonpuffern. Leopold Regen, ehemaliger Verschubmeister am St Pöltner Hauptbahnhof, erinnert sich zurück "In meiner Dienstzeit sind fünf meiner Kollegen ums Leben gekommen“, blickt der Leopold auf seine schwere Dienstzeit . Alle auf unglückliche und grauenhafte Weise, meist zwischen den Eisenbahnpuffern zerquetscht. „Die Arbeit war ja sehr gefährlich? Katastrophe bei schlechtem Wetter. Vor allem bei schlechter Witterung wird das Verschieben der tonnenschweren Eisenbahnwaggons zu einem Hasardspiel. "Noch dazu haben wir ja damals (wir befinden uns so Ende der 1940-er und anfangs der 1950-er Jahre) überhaupt keine Schutzkleidung gehabt“. Das einzige, das etwas die Kälte und die Gefahr verringert, sind die dicken Lederfäustlinge. |
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Leopold Regen berichtet in der "unsere Niederösterreich" Redaktion St. Pölten. Foto: Genehmigung der Redaktion für die Veröffentlichung |
Aber Leopold Regen ist Mühsal bei der Arbeit gewohnt Schließlich begann er ja seine Eisenbahner-Laufbahn als Maschinenschlosser und dann, als 1948 die große Kündigungswelle anläuft wechselt er notgedrungen in die Kesselschmiede. Dort müssen die jungen Lehrlinge in die Kessel hineinkraxeln und die Nieten von innen wieder rausdrücken. „Wir sind drinnen gestanden und draußen haben sie mit den Presslufthämmern gearbeitet“, so Regen über die schwierigen Bedingungen. Damals holt er sich auch seinen Hörschaden. Die Sicherheitsausrüstung der jungen Kesselschmiede besteht aus Holzschuhen und einem Kübel Wasser. „Von oben ist der Zund reingefallen und es hat manchmal zum Brennen angefangen“, erzählt der gebürtige Maria Jeutendorfer |
noch heute schaudernd. Dass man auch keine Watte oder etwas anderes lärmdämmendes in den Ohren hatte, versteht sich unter diesen Umständen von selbst. Aber der Leopold steht das durch und kommt im Februar 1949 nach Wörth "zum Holzschlichten". „Krachdürr waren wir, weil es ja kaum etwas zum Essen gegeben hat und mussten 5m lange 120mm starke Eichenpfosten schlichten. Die Hände sind dabei immer länger g'word'n", so Regen, der aber trotzdem im 1949-er Jahr entlassen wurde. „Eine Woche hätten wir auf die Arbeitslose noch gebraucht", erinnert er sich ein klein wenig verbittert an diese Kündigung. Ja, in diesen Zeiten nach dem Krieg wird gespart und natürlich, und daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, bei den Ärmsten.
In diesen Jahren sind auch die russischen Besatzer nicht weit „Aber wir haben uns ganz gut mit den Russen verstanden“, so Regen. |
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Die 57 er Lokomotive war eine Legende laut Aussage von Herrn Regen. Foto: Genehmigung der Redaktion für die Veröffentlichung |
Das Verschubteam vor der Dieselverschublokomotive. Foto: Genehmigung der Redaktion für die Veröffentlichung |
Man leiht sich sogar untereinander Geld. „Wir haben das Geld aber immer zurückbekommen, zumeist sogar mehr als wir ihnen geborgt haben.“ Zu jener Zeit ist der Verschubmeister der "Herrgott". Das Stellwerk wird am Bahnhof auch noch mit der Hand eingestellt. Mitte der 1950-er Jahre kommen dann die kleinen Dieselloks, die Dampflokomotiven werden ausgetauscht Aber die Arbeit beim Verschub bleibt hart und lebensgefährlich. |
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"Einer meiner Kollegen, die mit mir 1945 begonnen haben, ist zwischen die Puffer gekommen. Das war schon schrecklich, das mitzuerleben". Es kann auch schon mal vorkommen, dass ein Waggon entgleist. Gerade als der Bahnhof umgebaut wird, kommt es zu weiteren Verschlechterungen bei der Arbeit „Der Umbau war für uns eine Katastrophe.“Leopold Regen hält aber durch und wird, nach einem Zwischenspiel in Amstetten, Verschubmeister. Einer, der auch etwas für sein Team unternimmt. Zu einem Verschubteam gehörten früher vier Verschieber, zwei Aufseher, ein Meister |
Bei dieser Entgleisung stand der junge Leopold Regen, hinten auf dem Waggon. Foto: Genehmigung der Redaktion für die Veröffentlichung |
und ein Aufsichtsverschubmeister. Später werden die Posten der Meister eingespart. Eine rote Fahne und die Karbidlampe dienten als Signalzeichen. Nach oben gehalten, bedeutete Vorsicht, rundum gewackelt Halt und weiter gewachelt - es ist ausgehängt. Hie und da erlaubt man sich einen Scherz, sozusagen als Ablenkung vom grauen Alltag. „Wir haben einmal einen Zuckerwaggon, der vom Westen gekommen ist umhängen müssen“, so Regen. Auf dem befindet sich ein amerikanischer Soldat, schwer bewaffnet. „Da haben wir ihn ein wenig betrunken gemacht und dann das Gewehr versteckt. Der hat uns fast zum Weinen ang'fangt", lächelt Regen als er diese Episode erzählt. Ja, das Leben ist hart und manchmal muss auch ein kleiner Spaß sein. Eine Episode wird der Leopold auch nie vergessen. 1957 ist es und Leopold und ein Verschieber stehen hinten auf einem Waggon, der auf ein anderes Gleis muss. Der Verschubmeister macht einen Fehler und der Waggon prallt mit einer Lokomotive zusammen. Der Waggon entgleist „Spring, gföht geht's (es geht in die falsche Richtung)", schreit der Verschieber. Leopold und er springen im letzten Augenblick vom Waggon und kommen mit dem Schrecken davon. Gegen Ende seiner Laufbahn ist Regen für das Freimelden der Gleise zuständig und muss auf die Gleise schauen, ob eh nichts im Wege ist. 1978, nach dreißig Jahren Eisenbahndienst unter schwersten Verhältnissen, geht Regen „kurz und schmerzlos“ in den wohlverdienten Ruhestand. |
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Wir bedanken uns bei Frau Patricia Hermanek (Produktionsleiterin) und bei Herrn Franz Frauwallner (Redaktionsleitung) für die Genehmigung diesen Bericht unter der Rubrik Zeitzeugen auf www.bahnzauber-europa.at zu veröffentlichen. |
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Berichterstattung von "unser Niederösterreich" Redaktion St. Pölten Reporter: Andreas Reichebner Gestaltung: Rupert Göd und Franz Straka Mai 2009 |
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