50 Jahre Verkehrshaus der Schweiz |
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Berichterstattung von Hans Rudi Lüthy-Pavan, Gestaltung von Franz Straka, Georg Pavel |
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Als im Jahre 1959 in der zentralschweizerischen Stadt Luzern das „Verkehrshaus der Schweiz“, kurz "VHS", eröffnet wurde, konnte kaum jemand man die Tragweite dieses Vorhabens und den enormen Erfolg des Museums abschätzen. In der Abteilung „Schienenverkehr“ bietet sich die Gelegenheit, die historische Entwicklung, den heutigen Stand und die Zukunftsaussichten des Schienenverkehrs anhand zahlreicher Anschauungsobjekte sowie bildlicher Darstellung zu verfolgen. In weiteren Abteilungen werden Ausstellungen über technische Themen wir Raumfahrt, Nachrichtenwesen, Automobile und Tourismus gezeigt. Vor allem die nach den modernsten Grundsätzen der Ausstellungstechnik gestaltete Anlage haben dem Verkehrshaus der Schweiz zu einem durchschlagenden Erfolg verholfen. |
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Dampfschneeschleuder Rotary Xrot Nr. 100 der Gotthardbahn, nachher SBB, Baujahr 1895/96, Henschel & Sohn, Kassel u SLM Winterthur, 1982 ausrangiert. Mit C 5/6 im Einsatz am Gotthard Winter 1956 Foto: Slg. SVEA | Ge 6/6 I (C'C') Nr. 402 (Baujahr 1921, das typische Krokodil der Rhätischen-Bahn, hier auf der Albulalinie ca. 1945. Foto: SVEA |
So ist der „ Schienenverkehr“ im Rahmen der Ausstellung in einer Art und Weise vertreten, die seiner Bedeutung als universellem Verkehrsträger und als wesentlicher Triebkraft der technischen Entwicklung in der Schweiz durchaus entspricht. Dabei hat man der Dampflokomotive, die 70 Jahre lang praktisch den gesamten Schienenverkehr der Schweiz bewältigte und sich während 120 Jahren im Pionierland des elektrischen Betriebes behaupten konnte, den ihr gebührenden Platz eingeräumt. Das VHS wird vom Verein Verkehrshaus der Schweiz betrieben, dem die bauliche Infrastruktur gehört. Die Sammlungen (Archivbestände und historische Objekte) sind Eigentum der Stiftung Verkehrshaus der Schweiz. |
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Tramway-Gersellschaft Bern: Dampf-Strassenbahnzug mit G 3/3 Nr. 18, Baujahr 1894, SLM Winterthur. Foto: VHS/Slg. SVEA |
Tramway-Gersellschaft Bern: Dampf-Strassenbahnzug mit G 3/3 Nr. 18, Baujahr 1894, SLM Winterthur . Foto: G. Pavel / 2001 |
Erste Bestrebungen, ein Schweizer Verkehrsmuseum zu gründen, gab es bereits im Jahre 1897 anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Schweizer Eisenbahnen. In Ansätzen verwirklicht wurde die Idee jedoch erst im Rahmen der Landesausstellung von 1914 , wo verschiedene Originalobjekte zur Eisenbahngeschichte gezeigt wurden. Die SDBB eröffneten 1918 das Schweizerische Eisenbahnmuseum in Zürich. Im historischen und personellen Umfeld der Landesausstellung von 1939 wurde die Idee eines den gesamten Verkehr umfassenden Museums wieder aufgegriffen und mündete 1942 in die Gründung des Vereins Verkehrshaus der Schweiz (der das Museum bis heute betreibt) mit Sitz in Zürich. |
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Im VHS steht vom Tram Neuchâtel der Tw Ce 2/4 Nr. 43, Baujahr 1902, SWS Schlierenj. Auf dem Bild der Wagen Nr. 42 im Juli 1962 in Neuchâtel. Foto: H.R. Lüthy |
Im VHS der Triebwagen vom Tram Neuchâtel der Tw Ce 2/4 Nr. 43, Baujahr 1902, SWS Schlierenj. Foto: G. Pavel |
Nachdem jedoch dort kein geeignetes Gelände für das geplante Museum gefunden werden konnte, bot die Stadt Luzern dem Verein ein solches an. 1957 begann der Bau des Verkehrshauses auf dem 40.000 m² grossen Lidogelände unmittelbar am Vierwaldstättersee. Dem Verein gehörten damals neben SBB und PTT, Privatbahnen und Verkehrsorganisationen auch grosse Unternehmen aus Handel, Industrie und Tourismus an. Die thematische Ausrichtung des Verkehrshauses widerspiegelt demgemäss auch die Kommunikationsinteressen der Gründungspartner dieser Institution. Unterstützt wurde der Bau ausserdem durch das finanzielle Engagement des Bundes sowie der Stadt und des Kantons Luzern. |
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"Rowan-Zug" der Jungfraubahn, Zahnrad-Elektrolok mit Personenwagen He 2/2 Nr. 1, Baujahr 1898, SLM Winterthur/BBC Baden/SIG Neuhausen. Foto: VHS Pressestelle/Slg. SVEA |
Das Gotthard-Krokodil darf natürlich im VHS nicht fehlen. Die Be 6/8 II 13254 (ehemalige Ce 6/8 14254) der SBB, Baujahr 1920 SLM Winterthur/MFO Oerlikon, in Betrieb bis 1982, auf dem Bild die Be 6/8 II 13256. Foto: Slg. SVEA |
Das Ziel war damals, ein Forum und Schaufenster für Verkehr und Kommunikation zu schaffen. Heute sind die ehemaligen Träger Sponsoring-Partner und die meisten Vereinsmitglieder Privatpersonen (2007: 27.741). Im Gegensatz zu anderen Museen ist das Verkehrshaus heute zu einem grossen Teil selbsttragend. Knapp 10% des Budgets, das 2007 rund 20 Mio. Franken betrug, steuert die öffentliche Hand bei. Der grösste Teil stammt jedoch aus den Einnahmen der Eintritte, der Shops und den Gastronomie- betrieben sowie von zahlreichen Sponsoren. Im Jahre 2007 beschäftigte das Verkehrshaus rund 200 Angestellte und zählte über 872.000 Besucher. |
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Neben dem Schienenverkehr präsentiert das Verkehrshaus Luzern auch Motorräder, Autos und Modelle. Foto: G. Pavel / 2001 |
Die erste elektrische Tram der Schweiz, Ce 1/2 Nr. 4 der Tramwaysw Vevey-Montreux-Chillon (sogenannte "Schoggi-Tram"), Baujahr 1888, SIOG Neuhausen u Siemens Berlin, bis 1912 im Betrieb Foto: SVEA |
Das Verkehrshaus ist heute das wichtigste Technik- und zugleich das besucherreichste Museum der Schweiz. In seiner 50-jährigen Geschichte ist eine einzigartige Sammlung historischer Objekte und Dokumente entstanden, anhand deren in wechselnden und dauernden Ausstellungen die Geschichte des Verkehrs und der Mobilität eindrucksvoll dargestellt wird. Neben der erfolgreichen und oft beispielhaften Ausstellungstätigkeit verschaffte ein sehr hoher Grad der Eigenfinanzierung dem Verkehrshaus (2007 rund 90 %) grösstes internationales Ansehen. |
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Die Spanisch-Brötli-Bahnlok "LIMMAT" als Originale Nachbildung der Dampflok D 1/3 der Schweiz.Nordbahn (Baujahr 1947). Probefahrt im Jahre 1947 durch die SLM Winterhur. Foto: SLM |
So werden zum Beispiel in der Halle „Schienenverkehr“ die wichtigsten Traktionsmittel der Schweiz gezeigt. Historisch besonders wertvoll ist die Nachbildung der ersten schweizer Dampflokomotive „Limmat“ aus dem Jahre 1847. Von der Maschinenfabrik Emil Kessler in Karlsruhe gebaut war sie auf der Schweizerischen Nordbahn (Spanisch Brötlibahn) eingesetzt. Für das Jubiläum „100 Jahre Schweizer Eisenbahnen“ wurde durch die SLM Winterthur, zusammen mit der SBB-Hauptwerkstätte Zürich, ein Nachbau angefertigt. |
Dass eine Maschine für die kleinste in der Schweiz vorkommende Spurweite von 750 mm dem Bestand des Verkehrshauses angehört, ist den in zahlreichen Klubs organsierten Eisenbahnamateuren
zu verdanken. Eine Initiative der „Eisenbahn- und Modellbaufreunde Luzern“ zur Rettung dieser Lokomotive brachte zahlreiche grössere und kleinere Spenden ein, die zusammen für die Begleichung des Altmetallpreises, die Restaurierung und den Transport nach Luzern ausreichten. |
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Die Modelleisenbahnanlage „Gotthard“, ebenfalls vom EMBL Luzern ins Leben gerufen und erbaut erfreut sich seit der Umplatzierung an einen neuen Standort jung und alt aufs „Neue“. Im Jahre 2008 registrierte das Verkehrshaus der Schweiz 820.505 Eintritte. Damit bleibt das Verkehrshaus das meistbesuchte Museum der Schweiz. Der Bund, alle zentralschweizer Kantone, die Stadt Luzern und die Gemeinde Meggen, haben sich gemeinsam mit namhaften Wirtschaftspartnern für das Neubau- und | Der Triebwagen der Linie Altstätten Gais im Verkehrshaus Luzern. Foto: Georg Pavel |
Attraktivierungsprojekt VHS 2009 engagiert. Das Verkehrshaus ist fit für sein Jubiläumsjahr. | |
Im Zusammenhang mit dem Jubiläum bietet die SBB Historic im 1. Halbjahr 2009 Sonderfahrten an: |
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Samstag, 25.4.2009: Fahrt auf der bekannten „Seelinie“ nach Stein am Rhein |
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Adhäsions- u Zahnrad-Dampflok H 1/2 Nr. 1 "GNOM", Baujahr 1871 für die Schweiz. Centralbahn (SCB), dienste bei der Steinbruchbahn in Ostermundigen bis zur def. Ausrangierung, Foto: VHS |
Auch für die kleinen Kinder wird gesorgt mit einer Eisenbahn im Rundkurs. Foto: Georg Pavel |
In der Abteilung „Schienenverkehr“ sind insgesamt 41 bedeutende Exponate ausgestellt. Aus dieser Sammlung möchten wir einige vorstellen mit Bildern, welche uns zum Teil zeigen, wo die betreffenden Fahrzeuge noch im Betrieb waren bzw. heute im VHS ausgestellt sind. |
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Buch Tipp |
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Elsasser, Kilian T.: Gnom. Niklaus Riggenbach - der Bergbahnpionier und seine Zahnrad-Dampflok "Gnom". Schlußpublikation zur Restaurierung. Hrsg. Verkehrshaus der Schweiz. Zürich (AS Verlag), 2002. 120 S., 30 Farb- und 42 sw-Fotos, 6 Fahrzeug- und Detailzeichnungen, zahlr. Faksimileabb. (teils in Farbe), umfangr. Literaturangaben, Format: 24 x 18 cm, OPbd. mit Schutzumschlag, ISBN 3-905111-80-2 Verlagsneu. - Aus dem Inhalt: Vorwort (Heinrich Zemp). "Nieder mit dem Respect" - der Bergbahnpionier Niklaus Riggenbach als Unzeitgemässer (Thomas Frey). Panoramafahrt zum Aussichtspunkt - die Vitznau-Rigi-Bahn als Prototyp der touristischen Bergbahn (Monika Burri). "Sowohl zu Berg als Thal gebraucht" - die Geschichte der Dampflok Gnom (Damian Amstutz). Ostermundinger Sandstein - Architektur und Bautechnik um 1870 (Othmar Birkner). Der Gnom in ästhetischer Hinsicht - Gottfried Sempers "Praktische Ästhetik" und das System Riggenbach (Stephan E. Hauser). "So viel wie nötig, so wenig wie möglich" - die Restaurierung der Zahnrad-Dampflok Gnom (Kilian T. Elsasser). Der Restaurator als Archäologe - Restaurierungsmethodik aus der Sicht des Restaurators für technisches Kulturgut (Wolf Meyer zu Bargholz). Gratwanderung zwischen technischer Notwendigkeit und Erhaltung des Originals - Restaurierungsmethodik aus der Sicht des Dampftechnikers (Renato Freiburghaus). Die Restaurierung des Gnom als Innovationsforschung - Anmerkungen zum Wissenstransfer bei technischen Kulturgütern (Werner Oeder). Literaturverzeichnis. Bildnachweis. weitere Details anzeigen Quelle: VHS Luzern |
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Quellen |
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Pressestelle des Verkehrshauses Luzern Angaben aus dem Moser-Buch: Der Dampfbetrieb der Schweizer Eisenbahnen Eisenbahn-Amateur (SVEA) – div. Bildermaterial |
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Link zum Verkehrshaus Luzern: http://www.verkehrshaus.ch/ |
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Text: Hans Rudi Lüthy-Pavan Gestaltung: Franz Straka, Georg Pavel Februar 2009 |
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