Dieseltriebwagen Baureihe 5047

Berichterstattung von DI (FH) Müller Markus, Ing. Ortner Herbert und Straka Franz
Gestaltung von Straka Franz

5047 – Der erste Versuch / Prototyp


Prototyp von Simmering-Graz-Pauker AG/Werk Simmering 1961.
Foto: Werksfoto SGP / Sammlung Straka

Inneneinrichtung des Prototypen von
Simmering-Graz-Pauker AG/Werk Simmering 1961.
Foto: Werksfoto SGP / Sammlung Straka

Bereits zu Beginn der 60er Jahre versuchte SGP mit Eigenentwicklungen am internationalen Eisenbahnmarkt Fuß zu fassen. Als Prototyp entstand der Nebenbahntriebwagen 5047.01, welcher von den ÖBB angemietet und eingehend getestet wurde. Die Bundesbahn war vom Konzept wenig begeistert. Da das Fahrzeug sehr störanfällig war, wurde der Triebwagen 1966, nach Ablauf des Mietvertrages, an die SGP zurückgegeben. Folgeaufträge erteilten die ÖBB nicht. Das zweite Fahrzeug, das aus dem Konzept hervorging, war der ABmot 10, der für eine höhere Geschwindigkeit ausgelegt war und dessen Einsatzgebiet im gehobenen Eilzugsverkehr liegen sollte. Er wurde allerdings nicht von den ÖBB angemietet und verkehrte ausschließlich für private Sonderfahrten. Letztendlich wurde er im Jahre 1964 an die Bulgarischen Staatsbahnen veräußert, die ihn als Salontriebwagen einsetzten. Der einzige internationale Folgeauftrag kam aus Syrien und umfasste 7 Fahrzeuge, die im Jahre 1967 geliefert wurden. Somit endete das erste Kapitel des SGP 5047, dessen Nummer in Anlehnung an das ÖBB-Nummernsystem gewählt wurde.


Plan des Prototypen. Plan: Sammlung F. Straka

5047 der Zweite Versuch - Österreichs „Retter der Nebenbahnen“

Nach dem Ende der Dampftraktion wurde der Betrieb der Nebenbahnen mit einem bunten Sammelsurium schon veralteter Triebwagentypen und für den Nebenbahnbetrieb überdimensionierten und damit unwirtschaftlichen Streckendieselloks durchgeführt. Ende der 70er Jahre glaubte dennoch kaum jemand mehr daran, dass die ÖBB neue Dieseltriebwagen ankaufen würden. Einerseits durch die fortschreitende Elektrifizierung und andererseits durch die Stilllegung von Nebenbahnen schien kein entsprechender Bedarf mehr gegeben.


5047.001-2, aufgenommen mit dem maschinentechnischen Messwagen in Krems/Donau (19.08.1987) Foto: M. Müller

Führerstand des 5047.001-2. Foto: M. Müller
Erst 1983 wurde bei den ÖBB die Anschaffung neuer Dieseltriebwagen als Notwendigkeit erkannt. Die Entscheidung für eine derartige Triebwagenflotte fiel erst sehr spät. Wohl auch deshalb, weil die Altbautriebwagen nun schon unaufhaltsam dem Ende ihrer Lebensdauer entgegenfuhren. Bei der Ausschreibung im Jahre 1983 wurden die Merkmale des Triebwagens stark an jene der Baureihe VT 627 der Deutschen Bahn angelehnt.

5047.033-5 in Weizelsdorf (Kärnten) 06.07.1996
Foto: M. Müller

5047.016-0 in der Nähe von Sigmundsherberg (17.08.1999). Foto: M. Müller
Das Fahrzeug war von Haus aus nur für den Ein-Mann-Betrieb vorgesehen und sollte eine Vielfachsteuerung aufweisen. Der Triebwagen sollte weiters mit zwei Endführerständen ausgestattet sein und der Motor musste den strenger gewordenen Umwelt,- und Lärmansprüchen gerecht werden.
Der fabrikneue 5047 002-0 konnte am Tag der offenen Tür am Wiener Ostbahnhof besichtigt werden. September 1987
Foto: H. Ortner
Die Innenaustattung ähnelte den Wagen vom Typ „Lange Schlieren“, die zu diesem Zeitpunkt Standard im Inlandreisezugverkehr waren. Den Zuschlag für die Produktion erhielten die Jenbacher Werke im Jahre 1985. Erst drei Jahre nach der erfolgten Ausschreibung verließ der erste Triebwagen die Jenbacher Werke in Tirol. Dieser wurde umgehend als 5047.001-2 bezeichnet und in Krems an der Donau (Niederösterreich) stationiert. Wegen des lärmarmen Motors sowie seiner guten Fahreigenschaften zeigten sich die ÖBB mit dem Fahrzeuge sehr zufrieden.

So beschafften die Bundesbahnen von 1987 bis 1995 insgesamt 100 Stück der Baureihe 5047. Dadurch war es nun möglich, ältere Triebwagen auszuscheiden (Reihen 5042, 5044, 5144, 5045, 5145, 5046, 5146 und 5081), von denen manche bereits rund 50 Jahre alt waren.


Auch in seinem 20. Dienstjahr trägt 5047 001-2 noch sein ursprüngliches Farbkleid; Kienberg-Gaming,
19. August 2007. Foto: H. Ortner

Als "Almtal Ski-Express" war diese Vierfachtraktion an einem schneelosen Wochenende unterwegs; Grünau, 6. Jänner 1994. Foto: H. Ortner

Eines der ersten Einsatzgebiete der neuen Triebwagen war neben der Kamptalbahn das so genannte „Schweinbarther Kreuz“ im Niederösterreichischen Weinviertel, wo ein dichter Taktverkehr als Zubringer zur Schnellbahn eingerichtet und rasch ein voller Erfolg wurde. In Folge kam die Reihe 5047 im gesamten nicht-elektrifierten Streckennetz der ÖBB zum Einsatz, bis sie auf einigen Strecken durch die „Desiros“ der Reihe 5022 ersetzt wurden.


Der T4 der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft ist zwischen Niebüll und Dagebüll an der Nordsee unterwegs; bei Dagebüll, 12. Juli 2007. Foto: H. Ortner

5047 020-2 im grau/blau/rotem Farbkleid auf H öhe des Freibades in Gars am Kamp (2008). Foto: F. Straka

Fahrzeuge der Baureihe 5047 wurden auch an Privatbahnen geliefert. Die Steiermärkischen Landesbahnen bestellten Triebwagen für die Strecke zwischen Gleisdorf und Weiz, weitere gingen an die Raab-Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn. Ein Exemplar verschlug es sogar an die Nordsee:


5047 046-7 im Beige/blau/rotem Farbkleid H öhe Freibad in Gars am Kamp 2008. Foto: F. Straka
Die Nordfriesischen Verkehrsbetriebe AG bestellten für die Strecke Niebüll – Dagebüll (heute im Besitz der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft) einen Triebwagen, der heute die Hauptlast dieser Strecke bewältigt. Eine Weiterentwicklung der Baureihe 5047 ist der Doppeltriebwagen 5147. Auf die Anschaffung von Steuerwagen wurde von allen Bestellern verzichtet.

Technische Daten der Baureihe 5047

Bauart: 2`B`
Treibraddurchmesser: 840 mm
Laufraddurchmesser: 840 mm Drehgestellachsstand: 2.000 mm
Drehzapfenabstand: 16.600 mm
Gesamter Achsstand: 18.600 mm
Länge über Puffer: 25.420 mm Dienstmasse: 43,70 t
Motor: MTU 12V 183 TC12

Leistung: 419 kW
Leistungsübertragung: hydraulisch Anfahrzugkraft: 68 kN
Sitzplätze: 62
Max. zulässige Geschw.: 120 km/h
Baujahr: 1987 – 1995
Hersteller: Jenbacher Werke, Tirol
Betriebsnummern: 5047.001 – 100

Modelle der Baureihe 5047

Firma Kleinbahn: Das Modell entspricht in der Höhe und in der Breite annähernd dem Maßstab 1:87. Die Länge des Triebwagens wurde im Maßstab von 1:93 gehalten. Im Großen und Ganzen ein auch bezüglich des Preises gelungenes Modell.

Jägerndorfer: Im Laufe des Jahres 2009 ist von der Firma Jägerndorfer ein maßstäbliches Modell (1:87) der Baureihe 5047.xxx geplant. Man darf auf dieses Modell schon gespannt sein. Ein Vorserienmuster war auf der Modellbaumesse 2008 in Wien bereits zu sehen.

Ing. Herbert Ortner
DI (FH) Markus Müller
Franz Straka
Februar 2009